Letzte Woche hat mir meine Frau eine Geschichte erzählt, die mich sehr traurig und betroffen gemacht hat.
Es ging um eine ihrer besten Freundinnen. Nennen wir sie Marta.
Marta hat eine Ausbildung als Hebamme gemacht. Sie übt diesen Beruf leidenschaftlich aus. Leider sind die Arbeitsbedingungen für Hebammen in Deutschland alles andere als gut. Lange Arbeitszeiten und niedriges Gehalt bei sehr hoher Verantwortung.
Das System konnte Marta nicht ändern. Doch sie wollte an ihrem Leben etwas ändern. Marta begann, eigene Online-Kurse für (werdende) Mütter zu entwickeln. Alle ihre Kurse sind aufgenommen und fertig zur Veröffentlichung. Doch sie ging nie damit online. Sie glaubt nicht daran, dass Menschen sich die Kurse anschauen.
Also entwickelte Marta eine neue Idee: Tragetücher für Babies. Sie hat in ihrem Leben hunderte Mamas und damit auch Hunderte Tragetücher gesehen. Und dann das Beste von allen in ein einziges Tragetuch gepackt. Quasi DAS perfekte Tragetuch. Das Tuch ist fertig designed. Sie braucht nur noch einen Produzenten. Doch sie ging damit nie online. Sie glaubt nicht daran, dass Menschen dieses Tragetuch kaufen.
Das Schlimmste: Heute geht sie nicht einmal mehr ihrer Leidenschaft als Hebamme nach, weil ihre Philosophie nicht zur Hierarchie in einem Krankenhaus passt. Stattdessen arbeitet sie als Betreuerin in einem Kindergarten. Für 800 Euro netto im Monat! Obwohl ihr Mann beide locker mit seinem Gehalt versorgen kann.
Und trotzdem sie scheinbar ALLES hat, was es für einen erfolgreichen Start als Unternehmerin hat, startet sie nicht. Sie bereitet alles zu 99% vor. Doch das letzte 1% fehlt.
Dabei hat Marta nur EIN winziges Problem. EIN Problem, dass sie davon abhält, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu leben und anderen damit zu helfen. Doch dieses winzige Problem entscheidet darüber, welche Richtung ihr Leben nimmt. Ob sie ihren Visionen und Wünschen nachgeht. Oder im alten Leben erstarrt.
Sie glaubt nicht an sich.
Sie glaubt nicht, dass sie (und ihre Produkte) gut genug sind.
Und das obwohl sie so viele Menschen heute schon um Rat bitten. Obwohl sie schon genau von ihrer Zielgruppe weiß, was sie braucht. Und die Produkte sogar schon KOMPLETT FERTIG hat.
Aber warum beschäftigt mich das überhaupt?
Ich war wie Marta.
Ich hatte die Idee, Videokurse auf Englisch für ausländische Gründer in Deutschland zu entwickeln, um ihnen zu helfen, sich im Bürokratie-Dschungel zurecht zu finden. Ich hatte die Skripte schon alle fertig geschrieben und gegenlesen lassen. Doch bei der Aufnahme der Videos kamen mir Zweifel. Ich fühlte mich nicht wohl. Und hörte einfach auf.
Ich hatte auf der größten Warenmesse in China eine Handtasche entdeckt, in der eine Powerbank verbaut war. Genau richtig für die jungen Mädels in der Party-Stadt Berlin. Ich hatte das Design stark verändert, eine stärkere Powerbank installieren lassen, meine eigene Brand entwickelt und einen speziellen Stoff ausgesucht. Die Kalkulation für Amazon war da. Ich hielt den ersten Prototyp in meinem Büro in Berlin in der Hand. Ich hatte schon die finale Bestell-Email formuliert. Doch ich habe sie nie abgeschickt. Auf einmal kamen Zweifel auf. Und sie ließen sich nicht mehr ausräumen.
Jahre später fühlte ich mich wie ein Versager.
Wie jemand, der nur nach Ausreden gesucht hat, es doch nicht umzusetzen.
Der Selbstsabotage höher priorisiert hat als Selbsterfüllung.
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Hier ist, was ich ihr (und meinem Ich vor 8 Jahren) raten würde:
Erinnere dich an die Momente, in denen du dir etwas felsenfest vorgenommen und auch umgesetzt hast. Schreibe sie auf. Überschrift: Stolzgeschichten.
Schaue dir die Geschichten genau an. Was sind die Gemeinsamkeiten? Wie kannst du diese nutzen, um dich zu bestärken und in die Umsetzung zu kommen?
Hole dir Feedback von Menschen ein, mit denen du schon zusammengearbeitet hast und die dich toll finden.
Verändere dein Umfeld und baue mehr Kontakt mit Menschen auf, die diese Schritte vor dir schon gegangen sind.
Ermittle den nächsten kleinen Schritt, den du gehen musst, um aus deiner jetzigen Situation noch eine Stolzgeschichte zu machen.
Was können nächste Schritte bei Marta sein?
Den Videokurs an drei Menschen schicken, die sie schon betreut hat.
Vorbestellungen für das Tragetuch einsammeln und erst dann produzieren lassen.
Mit jemandem sprechen, der auch schon an diesem Punkt stand.
Mein nächster Schritt: Marta anrufen und ihr anbieten, gemeinsam den ersten kleinen Schritt zu gehen.
Hast du noch Ideen, wie wir Marta helfen können, ins Unternehmertum zu starten? Schreibe es in die Kommentare.